Herausragende populärwissenschaftliche Berichterstattung naturwissenschaftlicher Themen.

NATURWISSENSCHAFTLICHE RUNDSCHAU –
60 Jahre und mehr

Unmittelbar nach der Währungsreform in den westlichen Teilen Deutschlands erschien am 1. Juli 1948 die erste Ausgabe der NATURWISSENSCHAFTLICHEN RUNDSCHAU. Mit dieser Zeitschrift setzte die Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft in Stuttgart auf die Zukunft einer daniederliegenden Nation, deren staatliche Konstituierung sich allenfalls vage abzeichnete. Und sie setzte auf die Naturwissenschaften als eine entscheidende Kraft der Zukunftsgestaltung. Wenige Monate zuvor war in Göttingen, in der Britischen Zone, die Max-Planck-Gesellschaft gegründet worden, die an die legendäre Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft anknüpfte. Nun suchte die NATURWISSENSCHAFTLICHE RUNDSCHAU mit ihren Mitteln, die Wissenschaften zu fördern, indem sie sich das Ziel setzte, den „naturwissenschaftlich Vorgebildeten und Interessierten …eine umfassende Unterrichtung über den gegenwärtigen Stand der Naturwissenschaften und über die neuesten Forschungsergebnisse im In- und Ausland“ zu ermöglichen.

Die NATURWISSENSCHAFTLICHE RUNDSCHAU hatte im Verlagshaus keine Vorgängerin, knüpfte aber an eine Zeitschrift gleichen Namens an, die von 1886 bis 1914 im Verlag Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig erschienen war und „Wöchentliche Berichte über die Fortschritte auf dem Gesamtgebiete der Naturwissenschaften“ bot.

Der kleinen Redaktion unter Führung des Entomologen Hans Walter Frickhinger und des jungen Biologen Hans Rotta gelang es rasch, die Zeitschrift als feste Größe im deutschsprachigen Schrifttum zu etablieren. Sie beide – und nach dem Tode von Frickhinger (1955) die spätere Mitherausgeberin Roswitha Schmid – bauten Kontakte zur Max-Planck-Gesellschaft und zur Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte auf und berichteten ab Mitte der Fünfzigerjahre auch über die Jahresversammlungen der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle. Damit war ein weites Netz gespannt, das in den Folgejahren ausgebaut wurde, immer im Bewusstsein einer ideellen Einheit der Naturwissenschaften, die fachliche Disziplingrenzen überwinden hilft und Menschen über politische und ideologische Grenzen hinweg zusammenführt. Dem Primat des Wissenschaftlichen ist es zu verdanken, dass die NATURWISSENSCHAFTLICHE RUNDSCHAU als unverdächtige Fachzeitschrift eingestuft wurde und auch Lesern der DDR eine Teilhabe an internationalen Entwicklungen erlaubte. Um die Zustellung nicht zu gefährden, wurde notfalls auch auf Werbebeilagen oder eventuell kompromittierende Anzeigen verzichtet.

Der Verständigung im Geiste der Wissenschaften waren auch die 1951 begründeten Nobelpreisträgertreffen in Lindau verpflichtet, über die von Anbeginn berichtet wurde. Insbesondere für Leser im östlichen Teil Deutschlands waren die Artikel darüber von unschätzbarem Wert. Umgekehrt gewährte die Zeitschrift mit ihren Berichten über die Jahresversammlungen der Leopoldina Einblicke in eine gegen ideologische Zugriffe behauptete akademische Welt, die den Westdeutschen sonst verborgen geblieben wäre. Einzigartig waren auch die Beiträge der durch Krieg und NSDiktatur vertriebenen Wissenschaftler, die in der NATURWISSENSCHAFTLICHEN RUNDSCHAU publizierten wie Max Perutz, Sir Hans Krebs und Lise Meitner, aber auch großer Wissenschaftsjournalisten wie Anthony Michaelis und Georg Breuer. Zusammen mit anderen, die zu Wort kamen, von Otto Hahn, Werner Heisenberg, Severo Ochoa und Linus Pauling bis hin zu Ernst Mayr, Manfred Eigen, Christiane Nüsslein-Volhard und Theodor Hänsch, geben sie eine Vorstellung davon, welchen ideellen Reichtum wir den Naturwissenschaften verdanken.

Dem Ziel, über „den gegenwärtigen Stand der Naturwissenschaften umfassend zu berichten“, ist die NATURWISSENSCHAFTLICHE RUNDSCHAU bis heute verpflichtet, auch wenn sie sich in den Jahren auf vielfältige Weise gewandelt hat. Leserfreundlichere, offenere Gestaltung, neue Texttypen, Rubriken und elektronische Angebote sind nicht nur ein Muss, um in der heutigen Medienwelt zu bestehen, sie bieten auch Chancen, die Themen der Zeit aufzugreifen. Seit 1999 besteht eine Kooperation mit der Leopoldina, deren Leopoldina-Nachrichten zu aktuellen Themen (BSE, Welternährung, Stammzellforschung, Energieversorgung u. a.) in loser Folge erscheinen, ferner enthält die Zeitschrift die Arbeitspapiere der Max-Planck-Gesellschaft (bekannt als BIO-, TECH- und GEOMAX), die sich insbesondere an Schüler wenden. Seit 2003 ist die NATURWISSENSCHAFTLICHE RUNDSCHAU offizielles Organ der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte und begleitet deren Jahresversammlungen mit einem eigenen Mittagssymposium.

Dr.rer.nat. Klaus Rehfeld,
NATURWISSENSCHAFTLICHE RUNDSCHAU