Für sein Lebenswerk als Wissenschaftsjournalist
Jean Pütz hat als Wissenschaftsjournalist mehr als 3000 TV-Sendungen produziert und damit zur Popularisierung von Wissenschaft und Technik in außergewöhnlichem Maße beigetragen. Bekannt wurde er einem Millionenpublikum insbesondere durch seine Fernsehsendung „Hobbythek“, aber auch durch die „Wissenschaftsshow“ und weitere Fernsehformate.
Die „Hobbythek“, in der Pütz in einzigartiger Weise zwischen der Wissenschaft und dem Alltag der Menschen Bezüge herstellte, hat der Westdeutsche Rundfunk (WDR) 30 Jahre lang ausgestrahlt – von 1974 bis 2004. Die Sendungen animierten zum Selbermachen. Insofern kann man Pütz auch als Exponenten der Do-it-yourself-Bewegung bezeichnen. Die Zuschauer konnten kostenlos gedruckte „Hobbytipps“ anfordern und dann zum Beispiel selber Kosmetik oder Jogurt herstellen. „Ich wollten den Menschen zeigen, dass sie schlauer sind und mehr machen können als sie denken“, sagt Pütz, der überdies rund 80 populärwissenschaftliche Bücher herausgegeben hat. Zusammen erreichten sie eine Auflage von mehr als sechs Millionen, und vermutlich deutlich mehr Leser.
Der gelernte Elektroingenieur Pütz hatte bei seiner Arbeit stärker als andere Wissenschaftsjournalisten die technologischen Aspekte wissenschaftlicher Entwicklungen im Blick. Sein überaus verständliches und praxisnahes Buch „Einführung in die Elektronik“ war für manchen jungen Menschen der entscheidende Kick, sich mit den Möglichkeiten der modernen Elektronik und Digitaltechnik auseinanderzusetzen.
Pütz, der in seinen ersten Berufsjahren Dozent an einer Kölner Fachhochschule für Elektrotechnik war, zeichnete sich als Journalist durch ein gutes Gespür für Themen und deren kreative Umsetzung aus – aber auch durch seine didaktischen Fähigkeiten. Als langjähriger Leiter der Redaktion Naturwissenschaft beim WDR spielte Pütz zudem eine wichtige Rolle beim Entdecken und Fördern von journalistischen Nachwuchstalenten. Hier sei beispielhaft einer genannt: Der Physiker Ranga Yogeshwar begann in den 1980er Jahren seine Karriere beim WDR und wurde schnell zu einer eigenen große Marke im deutschen Wissenschaftsjournalismus.
Von Anfang an ging es dem „Überzeugungstäter“ Jean Pütz nicht nur um die Vermittlung von nützlichem Wissen, sondern er sah in der naturwissenschaftlichen Bildung der Bevölkerung eine zentrale Voraussetzung für die Demokratie. Für ihn war und ist es eine soziale und politische Verpflichtung, den Menschen Wissenschaft näher zu bringen. Denn wer Zusammenhänge nicht selber verstehen und nachvollziehen kann, der müsse alles glauben und werde anfällig für Demagogen. Oft waren es gesellschaftlich relevante Themen, mit denen sich Pütz in seinen Sendungen auseinandersetzte.
Große Verdienste hat sich Jean Pütz insbesondere mit seinem Engagement bei der Wissenschaftspressekonferenz (WPK) erworben, die heute der Berufsverband der deutschen Wissenschaftsjournalisten ist. Pütz war einer der Gründungsväter dieses Vereins. Als die WPK 1986 in Bonn entstand, existierte der Wissenschaftsjournalismus erst in wenigen Nischen. Die tägliche Wissenschaftsseite in Zeitungen war noch nicht erfunden und im Fernsehen gab es kaum Wissensformate zur Primetime.
Das alles änderte sich im Laufe der 1990er Jahre, die aus heutiger Sicht als die Boomphase des deutschen Wissenschaftsjournalismus bezeichnet werden können. An dieser Entwicklung hatte die WPK einen wichtigen Anteil – und Jean Pütz, der 13 Jahre lang Vorsitzender der WPK war und sich in dieser Funktion leidenschaftlich für die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus engagiert hat. Bis heute ist er Mitglied im WPK-Beirat, der dem geschäftsführenden Vorstand beratend zur Seite steht.
Noch immer ist der 1936 in Köln geborene Pütz selber in der Wissensvermittlung aktiv. Mit seiner „Pütz-Munter-Show“ tourt er durch das Land und begeistert Groß und Klein mit eindrucksvollen Experimenten, die auch zum Nachdenken anregen. Er nutzt zudem die modernen digitalen Möglichkeiten, um den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern. Pütz informiert via Facebook und Blogs über aktuelle Themen und Entwicklungen und kommentiert diese kritisch. Im Jahr 2017 erschien seine Biografie „Ich hab’ da mal was vorbereitet…“. Dieser Satz wurde zum Markenzeichen des Hobbythek-Moderators, der stets mit seinem markanten Schnauzbart auf dem Bildschirm erschien.
Die Motivation für seine journalistische Arbeit wird in diesem Pütz-Zitat greifbar: „Mir war von Anfang an klar, dass Demokratie nur existieren kann, wenn die Menschen begreifen, warum es Wissenschaft geben muss und warum die Technik uns das Leben erleichtert hat.“ Gerade im Zeitalter von Fake News wird überdeutlich, wie wichtig diese Art der Aufklärung für die
Gesellschaft ist.
Dr. Norbert Lossau